Misteln

Auch gut sichtbar wie der Efeu sind in der laublosen Zeit die teils gelbgrünen, kugelförmigen Misteln in den Baumkronen.

Mistelkolonie bei den Schleienlöchern in Hard (Foto: Naturschutzanwaltschaft).

Mistelkolonie bei den Schleienlöchern in Hard (Foto: Naturschutzanwaltschaft).

Misteln sind Halbparasiten bzw. Halbschmarotzer, d.h. sie entziehen ihrem Wirtsbaum Wasser und darin gelöste Nährsalze, aber auch organische Verbindungen wie z.B. Stickstoffverbindungen. Mit ihren grünen Blättern betreibt die Mistel aber auch selbst Photosynthese und produziert somit Kohlenhydrate. Die dickhäutigen, ledrigen Blätter erschweren die Verdunstung und verhindern eine Wasserverschwendung.

Misteln sind zweihäusig, d.h. es gibt Misteln mit nur weiblichen und nur männlichen Blüten. Die kleinen weißen Blüten blühen schon von Ende Februar bis April, wenn die Wirtsbäume noch kein Laub tragen. So ist sichergestellt, dass die Insekten die Blüten leicht finden.

Die Laubholz-Mistel mit ihren weißen Beerenfrüchten behält auch im Winter ihre Blätter.

Die Laubholz-Mistel mit ihren weißen Beerenfrüchten behält auch im Winter ihre Blätter.

Die in Europa vorkommenden Misteln werden entweder zu den Familien der Riemenblumengewächse (Loranthaceae) oder zu den Mistelgewächsen (Viscaceae) gezählt. Sie benötigen ein relativ warmes Klima und kommen nur vereinzelt oberhalb von 1.200m vor.

Die Europäische Eichenmistel (Loranthus europaeus) kommt in Österreich, Italien und Südosteuropa vor, fehlt in der Schweiz und in West- und Nordeuropa. Sie verliert im Herbst ihre Blätter und trägt gelbe Beeren. Die Eichenmistel befällt nur Eichenarten und die Edelkastanie.

Von den Viscaceae hingegen kommen rund 30 verschiedenen Arten in Europa vor. Sie sind immergrün, d.h. sie behalten auch im Winter ihre Blätter. Die häufigste Vertreterin der Gattung Viscum ist die Laubholz-Mistel (Viscum album ssp. album). Sie kann auf vielen heimischen und eingeführten Laubbäumen wachsen. Selten bis gar nicht besiedeln sie die Buche oder die Eiche. Oft zu finden sind sie dafür auf den für die Auwälder typischen Pappeln und Weiden.

Seidenschwanz auf einem Obstbaum in Lustenau. Die Mistelsamen werden zusammen mit dem klebrigen Fruchtfleisch wieder ausgeschieden, können sich regelrecht abseilen und an den Ästen ansiedeln (Foto: Martin Burtscher).

Seidenschwanz auf einem Obstbaum in Lustenau. Die Mistelsamen werden zusammen mit dem klebrigen Fruchtfleisch wieder ausgeschieden, können sich regelrecht abseilen und an den Ästen ansiedeln (Foto: Martin Burtscher).

Misteln werden durch verschiedene Vogelarten verbreitet wie z.B. die Misteldrossel, die Wacholderdrossel, aber auch von Zugvögeln wie dem Seidenschwanz.Da die Beeren erst spät im Jahr reifen sind sie wichtige Winternahrung oder Notnahrung.
Die Laubholzmistel besitzt weiße Beeren in denen sich die Samen befinden. Die Beeren werden von den Vögeln als Ganze geschluckt. Dabei werden die Samen nicht verletzt und werden zusammen mit dem extrem klebrigen Fruchtfleisch und den Beerenhäuten wieder ausgeschieden. Die Samen können sich dann an dem langen, klebrigen Schleimfaden regelrecht abseilen, sich an tiefer gelegenen Ästen wieder ansiedeln und keimen.
Zusätzlich bleibt oft beim Abzupfen der Beeren ein Teil davon an den Schnäbeln kleben und wird von den Vögeln an den Zweigen abgestreift.

Vor allem auf den Rast- und Schlafplätzen der Vögel finden sich wesentlich höhere Misteldichten als in der Umgebung. Meist handelt es sich dabei um Randbäume oder vorherrschende Bäume in einem Bestand, die eine gute Lichtversorgung haben.
Auch die Misteln haben einen hohen Lichtbedarf und entwickeln sich besonders gut in der oberen Baumkrone ihres Wirtsbaumes.

Beliebte Wirtsbäume der Laubholz-Mistel sind die Auwald-Baumarten Weide und Pappel (Foto: Naturschutzanwaltschaft).

Beliebte Wirtsbäume der Laubholz-Mistel sind die Auwald-Baumarten Weide und Pappel (Foto: Naturschutzanwaltschaft).

Auf jungen Zweigen durchwachsen sie mit ihrem Primärsenker (Saugorgan) die noch dünne Rinde und zapft die Wasserleitungsbahnen des Baumes an. Vitalen Bäumen gelingt es, diese Senker mit neugebildetem Holz zu überwallen und die Mistel so zum Absterben zu bringen. Hingegen können sich Misteln auf Wirtsbäumen mit reduzierter Vitalität besonders erfolgreich etablieren.
Bei sehr starkem Befall von Misteln können Bäume auch früher absterben.

Detaillierte Informationen zu den Misteln bietet das WSL-Merkblatt (Pdf 4,26 MB).

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